Die Automobilindustrie entwickelt sich rasant weiter und gerade das Thema Robotik „nimmt Fahrt auf“. Im BMW-Werk in Spartanburg, South Carolina, beginnt eine neue Ära der Automatisierung. BMW testet dort humanoide Roboter von Figure AI – eine Technologie, die das Potenzial hat, die Produktion revolutionär zu verändern. Robert Engelhorn, CEO von BMW Manufacturing in den USA, betont: „Der Einsatz von Universalrobotern hat das Potenzial, die Produktivität effizienter zu gestalten und die wachsenden Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen.“
Figure AI: Ein Milliardenunternehmen im Robotik-Wettrennen
Das US-Startup Figure AI, welches Robotertechnik und KI kombiniert, hat kürzlich rund 630 Millionen Euro (etwa 700 Millionen US-Dollar) an Investitionen gesammelt, um die Entwicklung und Implementierung humanoider Roboter voranzutreiben. Diese erhebliche Finanzierung unterstreicht das immense Vertrauen der Investoren in die Technologie und ihre zukünftige Rolle in der Industrie.
Die humanoiden Roboter von Figure AI sind darauf ausgelegt, in komplexen Umgebungen zu arbeiten und eine Vielzahl von Aufgaben zu übernehmen, die bisher Menschen vorbehalten waren. Dies macht sie besonders attraktiv für Branchen wie die Automobilindustrie, wo Flexibilität und Präzision gefragt sind.
Das erhebliche Kapital, das in Unternehmen wie Figure AI fließt, zeigt, wie intensiv das Wettrennen um die besten Robotiklösungen ist. Entwickler weltweit investieren massiv in Forschung und Entwicklung, um humanoide Roboter effizienter und kostengünstiger zu machen. Dieser Wettbewerb treibt die Innovation voran und führt zu immer leistungsfähigeren Robotern. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, könnten erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen. Laut Experten wird die Nachfrage nach Industrierobotern weiter steigen, wobei bis 2024 weltweit über 600.000 neue Roboter jährlich installiert werden sollen.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Integration von Robotik in der Industrie ist die aktuelle Zusammenarbeit zwischen BMW und Figure AI. Der Autohersteller testet derzeit humanoide Roboter in verschiedenen Produktionsbereichen seines Werks in Spartanburg, um deren Flexibilität und Effizienz zu evaluieren. Diese Roboter sind darauf ausgelegt, eine Vielzahl von Aufgaben zu übernehmen, die bisher von menschlichen Arbeitern ausgeführt wurden. „Der Einsatz erfolgt in einem meilensteinbasierten Prozess, um die geeigneten Anwendungsbereiche zu identifizieren und die Technologie weiterzuentwickeln“, erklärt Robert Engelhorn, CEO von BMW Manufacturing in den USA.
In der Automobilindustrie gibt es jedoch noch andere prominente Beispiele für den Einsatz von Robotik. Tesla, das ebenfalls auf die Integration von Robotern setzt, hat kürzlich seine Vision von humanoiden Robotern vorgestellt, die in der Produktion eingesetzt werden sollen. Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig die Robotik für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie ist
Chancen für den Mittelstand: Effizienz und Nachhaltigkeit
Die Entwicklung von Industrierobotern und der enorme Anstieg der Nachfrage machen auch vor dem deutschen Mittelstand nicht halt, denn die Vorteile dieser Technologie sind immens. Roboter können repetitive Aufgaben übernehmen und so die Effizienz steigern. Susanne Bieller, Generalsekretärin der International Federation of Robotics (IFR), sieht hier großes Potenzial: „Beim Einsatz von Robotik wird es einen Schwenk geben – von den Großunternehmen wie der Automobilindustrie zu den kleineren Unternehmen, die das genauso brauchen, um künftig wettbewerbsfähig zu operieren.“
Ein weiterer Vorteil ist die Nachhaltigkeit. Durch den Einsatz von Robotern kann die Produktion gleichbleibend hohe Qualität liefern und den Ausschuss reduzieren, was wiederum den CO₂-Fußabdruck verringert.
Zudem könnte die Robotik eine Lösung für den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel sein. Automatisierung kann Aufgaben übernehmen, die schwer zu besetzen sind, und menschliche Mitarbeiter können sich auf kreative und strategische Aufgaben konzentrieren. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung der Arbeitskraft und kann die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern.
Und die Zahlen sprechen für sich: 2022 wurden weltweit rund 553.052 neue Industrieroboter installiert, was einer Zunahme von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Deutschland waren etwa 259.626 Roboter im Einsatz, eine Zunahme von ebenfalls fünf Prozent.
Herausforderungen bei Kosten und Integration
Der Weg zur Integration von Robotik-Lösungen ist jedoch steinig und voller Herausforderungen. Vor allem für kleine und mittlere Betriebe sind die Anschaffungskosten und die Integration in bestehende Prozesse eine große Hürde. „Die Benutzerfreundlichkeit und der Preis sind entscheidend“, sagt Bieller. Die Implementierung humanoider Roboter erfordert erhebliche Anfangsinvestitionen, die viele mittelständische Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen stellen. Zusätzlich zu den hohen Anschaffungskosten kommen die Ausgaben für die Anpassung bestehender Systeme und die Schulung der Mitarbeiter, die mit den neuen Technologien arbeiten müssen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Verfügbarkeit und Expertise von Systemintegratoren. Aktuell besteht eine Engpasssituation bei diesen Spezialisten, die für die Installation und Anpassung der Roboter an die spezifischen Anforderungen eines Unternehmens unerlässlich sind. Dies kann zu erheblichen Verzögerungen bei der Implementierung führen und den geplanten Produktivitätsgewinn beeinträchtigen. Bieller betont, dass die Nachfrage nach qualifizierten Systemintegratoren weit über dem Angebot liegt, was die Kosten weiter in die Höhe treiben kann.
Auch bei der Wahl des richtigen Robotertyps müssen Unternehmen sorgfältig abwägen. Mobile Plattformen mit Rädern sind oft stabiler und günstiger, während humanoide Modelle den Vorteil bieten, dass sie Treppen und Hindernisse überwinden können. Letztlich kommt es darauf an, welche Aufgaben im Betrieb am besten erfüllt werden müssen. Für spezifische Anwendungen könnten humanoide Roboter die bessere Wahl sein, während für andere Aufgaben kostengünstigere und einfachere Lösungen ausreichen könnten.
Technische Herausforderungen und der kontinuierliche Wartungsaufwand sind ebenfalls zu berücksichtigen. Die Integration neuer Technologien erfordert nicht nur initiale Anpassungen, sondern auch eine laufende Wartung und gelegentliche Upgrades, um die Systeme auf dem neuesten Stand zu halten und deren optimale Leistung zu gewährleisten. Unternehmen müssen daher auch langfristige Betriebskosten einkalkulieren und entsprechende Budgets bereitstellen
Robotik in der Arbeitswelt von morgen
Der zunehmende Einsatz von Robotern in der Industrie wirft auch Fragen nach der Zukunft der Arbeit auf. Was bedeutet dies für die Arbeitsplätze der Menschen? Welche neuen Möglichkeiten entstehen dadurch? Laut einer Studie von PwC könnten bis 2030 weltweit etwa 30 % der Arbeitsplätze durch Automatisierung gefährdet sein. Gleichzeitig entstehen jedoch auch neue Arbeitsplätze, insbesondere in den Bereichen Wartung, Programmierung und Überwachung von Robotern.
Insgesamt zeigt sich, dass die Robotik eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Industrie ist – für die Industrie 4.0. Und die Integration von Robotik in die Produktion ist nicht nur für große Konzerne wie BMW von Bedeutung. Gerade mittelständische Unternehmen, die in diese Technologie investieren, können ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und von den zahlreichen Vorteilen profitieren. Die Herausforderungen sind zwar groß, doch die Chancen überwiegen deutlich. Wer frühzeitig auf Robotik setzt, kann sich einen entscheidenden Vorsprung sichern und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.